Filmszene 23

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Das "Studio 48" - Eine Zeitreise

Warum sich nach dem Kriege in Putbus ein wilder Schauspielerhaufen gründete und FDJ-Sprechchöre machte, lässt sich für Nachgeborene heute schwer vollziehen. Der Name „Studio 48“ dagegen geisterte immer noch ab und zu in den alten Geschichten durch den Ort...

Als wir das erste Mal vom „Studio 48“ hörten, gingen wir noch in die Schule. Es war Ende der 70er Jahre und wir suchten nach vergrabenen Schätzen und Geheimgängen im Schlosspark. Mit Hammer und Meißel waren wir losgezogen um unter dem Wandelgang beim Rosencafe nach Eingängen zu suchen. Natürlich mussten auch Kerzen und Verpflegung besorgt werden. Und all das ohne den Verdacht unserer Eltern zu erwecken. Dann kam doch alles an ´s Licht. Ein wenig komisch schauten die Alten schon daher. Schätze im Schlosspark? Wenn es da was gegeben hat, dann wurde es schon gestohlen. Damals, nach dem Krieg. Da waren doch diese Leuten vom „Studio 48“ – diese Schauspieler im Schloß... Und dann dieser Einbruch im Mausoleum, oder? Was an den Geschichten wirklich dran war, haben wir nie erfahren. Immer wenn es spannend wird, hören Erwachsene ja bekanntlich auf zu erzählen.
Auch in dieser Sache wuchs erst mal Gras über das Thema. Wir wurden älter und die Haare dünner. Aus den alten Robotron-Rechnern wurden PC´s mit denen man – sich frei bewegend - im Internet surfen konnte. Nun, Jahrzehnte später, stolperten wir plötzlich wieder zufällig vor einem Klassentreffen über einen Eintrag im Internet. Das forderte geradezu heraus, mal nach dem „Studio 48“ zu googlen. Und siehe da: Promiente Mitglieder muß diese Gruppe doch gehabt haben. Schließlich landeten Schauspieler, wie Jürgen Frohrieb, oder Maler, wie Tom Beyer, unter den ersten Suchergebnissen. Das war es dann aber auch. Der Faden riß wieder ab.
Etwas unerwartet kam es dann doch zu einer Reise in die Vergangenheit. Gekommen waren – nach langem Briefwechsel - Bert Brunn, Jürgen Frohriep, Roland Glandt, Anelene Hischer, Fete Pinow, Roma Ruland, Uschi Spieker, Harry Witt, Kleo und Heinrich.
Treffpunkt war ausgerechnet das Rosencafé. Die ersten Gäste notierten, was zu tun war, und markierten auf dem Stadtplan die Quartiere. Ein Rosenduft stieg in die Nase und ein warmer pommerscher Landregen schlug auf die ausgetrockneten Parkwege. Es war ein Sommer Ende der 60er Jahre. Nein, nicht irgendeiner – einer in dem sich das „Studio 48“ nach 20 Jahren wieder traf. Und wir durften gedanklich anwesend sein.
„Na ihr!“ meinte Fete und griente. Eben noch dachte er daran seine Kamera für ein Foto zu starten, da kam ein Herr mit Hut, Schirm und Koffer. Der anschließende Aufschrei zerriss die Luft. Es war Harry! Unweigerlich musste man an sein „Ihr Idschioten!“ denken. Denn so fluchte er nicht nur einmal, wenn die Kulissen unachtsam behandelt wurden. Natürlich hatten sich alle verändert. Die „Helden“ von damals waren älter, schwerer und erfolgreicher geworden. Der Ort ihrer Erinnerung – der Park - zeigte sich mit seinen alten und seltenen Bäumen auf 75 Hektar unbeeindruckt – einzig das Schloß hatte er eingebüßt. An ihre Wirkungsstätte erinnerte also nichts mehr. Und so war es kaum vorstellbar, dass über dieser Grasnarbe auf dem Schlossplatz einst so ein Etwas zwischen Wanderbühne und Schauspielbühne existierte. Die Handelnden hatten sich dafür sogar einen Stempel gefertigt: „STUDIO 48, Schloß Putbus, Rügen.“
Das klang besser als es war. Denn das Schloß war längst geplündert - leergeräumt. Für die „48er“ war es dennoch Wirkungsstätte, Obdach und Materialreserve... Gefundene Sackleinen, goldene Seidentapetenfetzen und rote Sofatroddeln, etwas Blech – aus ihnen ließen sich mit Fantasie Kulisse und Kostüme zaubern. Ihr erstes Stück: „Nasreddin in Buchara“.
Etwas zweifelnd blickte der marmorne Fürst dennoch von seinem Sockel. Anlass gab es dafür eigentlich kaum. Hatten doch die einstigen „jungen Wilden“ beachtliche Karrieren hingelegt. Bert Brunn hatte in zahlreichen Filmen mitgewirkt und den Nationalpreis erhalten. Und wenn wir die Augen schlossen und nur die (Synchron-) Stimme des Schlesiers hörten – erinnerte sie uns an Sidney James oder Luis de Funes. Roland Gandt galt längst als anerkannter Schauspieler und Regisseur. Der Anführer, der es sich nehmen lassen wollte die „alte Truppe“ mit Trompetenstoß aus den Betten zu holen (Der „Aida“-Triumphmarsch hallte durch die Putbusser Straße!), war Intendant des Annaberger Theaters geworden. Auch Annelene Hischer („Polizeiruf 110“) und Fete Pinow (u.a. „Spur der Steine“ und „Nackt unter Wölfen“) waren bekannt durch Kino und Fernsehen. Roma Ruland (u.a. Texter zu „Teddy auf Reisen“) hatte eher das Kabarettistische an der „Distel“ im Blick. Und dann war da ja noch Jürgen Frohrieb. Nach zahlreichen Kinofilmen kannten wir ihn als Oberleutnant Hübner aus dem „Polizeiruf 110“. Das passte allerdings nicht zu den bösen Zungen, die im Ort erzählten, er habe schrecklich im Park randaliert und Ärger mit der Volkspolizei gehabt. Natürlich war das nicht wahr, meinte Kleo – aber „So entsteht nun der Ruhm“.
Jürgen nahm es hin, und ließ sich zu „Immer und ewich traaach ich in´n Herzen bei mir dein schöines Büld...“ überreden. Es war ein bisschen wie damals.
In einem Klubraum im Deutschen Haus hatten sie sich nun niedergelassen, um Erinnerungen aufzufrischen – an Frau Manfrahs, die sie bekochte, Frau Gervais, die sie fotografierte oder Frau Arndt, die ihren Probenraum ordnete und putzte. Da kamen selbst dem alten Hausmeister Franz Treuer die Tränen – „Nee Mutting, so wat äwer ok!“ Und Frau Arndt sagte: „Nee, unsere Uschi!“ und Frau Mahnfrahs: „Nee, der Harry!“ Na dann, dachte sich Kleo und rief: „Prost!“ und die anderen fielen mit ein...

Das also waren die „Helden“ vom „Studio 48“! Ihre Namen sind in den letzten Jahrzehnten etwas verblasst. Vergessen wollen wir aber nicht, dass auch ihr künstlerischer Weg auf der Insel „Rügen“ begonnen hat.

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